abdul

Thailand, eine Kolonie?

Nachdem Pelle ein Gedicht auf die Rückseite seines Stimmzettels geschrieben hatte [1], besuchten wir ein vietnamesisches Restaurant. Lecker (also, nicht das Restaurant, sondern die angebotenen Speisen)! Und es gab auch Hopfenkaltschalen, wie im Bildchen zu sehen und eine aus der indirekten Nachbarschaft [2] von Vietnam, Thailand, nämlich, das durchaus schmackhafte Chang [3].

Bild: Beweisbild.

Dem auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland wollen wir Folgendes [4] gerne glauben

Thailand war in seiner Geschichte nie kolonialisiert worden. Das Land ist gemäß der Verfassung vom 06.04.2017 ein Königreich mit demokratischer Regierungsform und dem König als Staatsoberhaupt.

Chang findet in dem von uns nun Geglaubten keine Erwähnung, da sich das auswärtige Amt vermutlich nicht nachsagen lassen möchte, den Konsum von Alkohol und den damit verbundenen Schlendrian zu fördern. Erwähnung findet allerdings das „Königreich mit demokratischer Regierungsform“ [5]. Dies mag auf den ersten Blick von geringer Bedeutung sein, allerdings ist auf den Zweiten zu erkennen, dass es mindestens zwei der derzeit (Februar 2025) drei bekannten ostwestfälischen Stimmzettelgedichte explizit auf Könige verweisen [6]! Vielleicht sollte das auswärtige Amt einmal aus dem beamtenhaften Halbdunkel treten und eine Anfrage formulieren, die die Deutschen vom Kanzler-Gedöns befreit und wenn schon nicht zu einem Kaiser, so doch wenigstens zu einem König verhelfen würde? Oh, was würde dieses Ansinnen die hiesigen, sich auf die Geschicke, Belange und Notwendigkeiten des Adels konzentrierenden Fachzeitschriften freuen: „König abdul verlor Schlüssel vom Schloss! Wie war die erste Übernachtung auf dem goldenen Fahrradsattel?“ oder „König Pelle verlor den Überblick über seine Schlossschlüsselsammlung: Einer zu viel! Was nun?“.

Thailand ist also nie kolonialisiert worden – kurz und beinahe kam der Verdacht auf, dass unsere ostwestfälischen Freunde dereinst auch dort die Finger mit im Spiel hatten…

Bild: das schönste Wappen aller Bundesländer.

jott


[1] : Pelles Stimmzettelgedicht folgt gewissenhaft dem nur Wenigen bekannten ostwestfälischen Versmaß, dem Bad Lippspringer Rumpelfix

abdul, ein Eydeet,

bei mir als König an der Spitze steht!

…dessen Anwendung im jottBlog ebenfalls nachgelesen werden kann: „Was macht ein Erdbearbeiter im Eichenkrug?“, <https://jottblog.langkau.name/2025/02/14/was-macht-ein-erdbearbeiter-im-eichenkrug/> (hier finden sich die weiteren Zwei der uns bekannten Stimmzettelgedichte!).

[2] : „indirekte Nachbarschaft“ : dazwischen liegen Laos und auch Kambodscha. Hier noch ein exklusives Essay: „Bier aus der Nachbarschaft, ziemt sich das?“ : Wobei man sich grundsätzlich fragen möge, ob es überhaupt statthaft ist, (zum Beispiel) in einer deutschen Kneipe italienisches Bier zu verkaufen. Wohl eher nicht! Gar ein Wirt mit westwestfälischen Wurzeln, der etwas auf sich hielte und sich so aufopfernd um die Gesundheit seiner Gäste bemühte, würde jenen nicht einmal im Traum ein kohlensäurearmes, geschmackreduziertes und entfernt an Bieraromen erinnerndes Kaltgetränk aus dem Hochsauerlandkreis zumuten! Der münsterländer Wirt täte es nicht – aus Angst vor der Hölle. Der Wirt aus dem Pott aus Angst um sein Leben und vor dem berechtigten Entzug der Ausschanklizenz. Im Rheinischen kann da nichts schiefgehen, denn dort kennt man kein Bier.

[3] : „Chang“ : „Thai Beverage Public Company Limited“ oder „Lang lebe der König“ (bitte aufrufen, dann erneut anklicken) : <https://www.thaibev.com> : aufgerufen am 13.02.2025

[4] : „Thailand: Politisches Porträt“, eine kurze Einführung des auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland : <https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/thailand-node/politisches-portraet-201612> : aufgerufen am 13.02.2025

[5] : „Königreich mit demokratischer Regierungsform“ : sicherlich haben hier alle Leser beim Erstlesen unverzüglich ein knapperes Oxymoron gebildet „demokratisches Königreich“. „Alter Knabe“, „jugendlicher Greis“ oder „gesprächiger Ostwestfale“ waren sicherlich des Erstlesers Inspirationen!

[6] : Stimmzettelgedichte mit royalem Bezug : das hier Aufgeführte [1] und dieses, einem Eydeeten zugesprochene, zu finden unter jottBlog <https://jottblog.langkau.name/2025/02/14/was-macht-ein-erdbearbeiter-im-eichenkrug/>, aufgerufen am 13.02.2025

[Zitationshilfe] : „Thailand, eine Kolonie?“ unter jottBlog : <https://jottblog.langkau.name/2025/02/17/thailand-eine-kolonie/> : aufgerufen am 00.00.20xx.

Was macht ein Erdbearbeiter im Eichenkrug?

Dass die Ostwestfalen sich der Dichtkunst verpflichtet fühlen, das durfte sicherlich der ein oder andere Hesse bereits in der Vergangenheit gewusst haben – wie mit Hilfe dieser findig in den demokratischen Prozess eingegriffen werden kann, verdient allerdings besondere Beachtung!

Wir wollen lesen [1]

Reichspräsidentenwahl 1932

Es stand die Wahl des Staatsoberhauptes des Deutschen Reiches an. Auch die Pivitsheider Bürger waren aufgerufen, im Wahllokal Eichenkrug ihre Stimme abzugeben. Dem alten Freytag war klar, wen er an die Spitze des Reiches zu wählen hatte, nur war der leider nicht auf dem Wahlschein vermerkt. Kurzerhand strich er alle Namen durch und schrieb auf die Rückseite folgendes:

„Wen wähle ich?

Der Hindenburg ist mir zu alt,

und Duesterberg, der läßt mich kalt.

Auch Thälmann ist kein großes Licht,

ob’s Hitler ist, das weiß ich nicht!

Weil in der Bibel steht geschrieben:

Stets sollst du deinen Nächsten lieben,

so wähl ich an des Reiches Spitze

heut‘ Nachbar Barkemeiers Fritze!“

Selbstverständlich versah dieser mutige lippische Wähler sein Verschen nicht mit seiner Unterschrift, so daß alsbald Spekulationen über den Verfasser in Gang kamen. Da man in damaligen strengen Zeiten die Staatsspitze nicht so ohne weiteres verunglimpfen durfte, wurde der seinerzeitige Gendarmeriemeister Fritz Sobbe mit der Aufklärung beauftragt. Dieser hatte sogleich den richtigen Verdacht, denn seiner Meinung nach konnten die Zeilen nur von Freytags „Schorse“ [2] stammen. Er besorgte sich unauffällig eine Schriftprobe, und beim Vergleich erhärtete sich sein Verdacht.

So erhielt der alte Freytag im nachhinein eine Geldstrafe und der Gendarmeriemeister Sobbe als Belohnung eine Einladung zu einem Lehrgang zum Ausfindigmachen von Wilddieben auf der Polizeischule in Berlin.

Wo liegt eigentlich dieser Ort Pivitsheide [3], dessen Name Vielen nicht bekannt. Gibt’s denn diesen Ort überhaupt? Es gibt ihn, unweit von Detmold, nämlich hier:

Bild: Pivitsheide gibt es wirklich, westlich von Detmold.

Und im Wikipedia-Eintrag [3] dürfen wir lesen

Als erste bauten die Besitzer des traditionsreichen Eichenkruges Spargel auf dem leichten Sandboden [4] an, der im Mai zusammen mit Sennekartoffeln und Schinken verzehrt wurde.

Prima! Spargel, Kartoffel, Schinken – so muss das! ALLERDINGS: der Eichenkrug wird unter der Vogtei Heiden (VH) genannt! Wie kann das sein, wo doch hiermit die bei den Ostwestfalen in der Genetik verankerten Präzision massiv verletzt wird? Denn der Eichenkrug liegt in der Vogtei Lage (VL), wird aber im zugehörigen Wikipedia-Eintrag nicht erwähnt! Na, wenn das mal unter den Pivitsheidern bekannt würde, dann führte diese Aneignung bestimmt zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Rechtsinstitutionen [5]…
Egal, „Eichenkrug“! Klar, aber was erwartet man bei den Ostwestfalen auch Anderes? Da hatte (hat) bestimmt jede Dorfbauernschaft ’ne Kneipe, in denen Stimmzettelgedichte ganz selbstverständlich ersonnen und sich gepflegt die Wahlen schön-getrunken wurden!

Oh, da ist aber was schief gelaufen: Der Eichenkrug wurde abgerissen, um einem schnöden Konsumbunker Platz zu machen! Überbleibsel wurden gesichert. In der Lippische Landes-Zeitung, März 2009 [6]:

Nunmehr wollen die Pivitsheider den Schriftzug [„Eichenkrug“] in eine Eichenbohle schnitzen lassen. Sie hoffen, ihn dermaleinst [7] in einer neuen Gaststätte an gleicher Stätte anbringen zu können.

Bild: Damals, der Eichenkrug. Im Vordergrund eine Ferrari-Rote Kutsche, ein Vierspänner (Pferde nicht im Bild). Gängiges und bewährtes Fortbewegungsmittel in Ostwestfalen. (Quelle: <https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Eichenkrug2009.jpg>)

Bild: Heute, weg sind die Vierspänner, weg ist das Wahllokal, da ist der Konsumbunker. Ampeln veröden mit einem, dem Zufall überlassenen Lichtspiel, die ehemals stolze Kreuzung am Eichenkrug,. (Quelle: <https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Einkaufszentrum_Eichenkrug_Pivitsheide_V.L..JPG>)

Somit komprimiert: der Ostwestfale, ein traditionsbewusster, demokratischer, dichtender und den Nächsten liebender Pichelbruder. Dieses lehrt den Westfalen das Studium des „Lippisches Schmunzel Brevier“ [1], jedem als ergiebige Quelle angeraten, wenn es heisst, den ostwestfälischen Schwingungen achtsam nachfühlen zu wollen.

Nun stellt sich die Frage, was wohl bei abdul, einem ostwestfälischen Eydeeten, dieser Tage hinten auf dem Wahlzettel steht? Vielleicht

„Sei im Kopf doch helle

und wähl‘ geschwind den König Pelle!“

jott


[1] : Lippisches Schmunzel Brevier, Simon Dröge, Verlag F. L. Wagener 1982, ISBN 3-921428-46-7

[2] : „Schorse“ : Spitzname für „Georg“, dem griechischen „Georgios“, einem zweigliedrigen Vornamen: „gē“ = Erde (griechisch) und „érgon“ = Arbeit (griechisch), somit könnte man mit einer wörtlichen Übersetzung zu „Erdbearbeiter“ kommen. „Landarbeiter“ geht aber auch.

[3] : Pivitsheide unter OpenStreetMap : <https://osmand.net/map?pin=51.947720,8.810461#14/51.9477/8.8105> und unter Wikipedia: <https://de.wikipedia.org/wiki/Pivitsheide_V._H.>

[4] : „leichter Sandboden“ : eine weitere Betrachtung über die Beschaffenheit des ostwestfälischen Bodens ist hier zu finden: „Swalklöeker“, unter jottBlog : <https://jottblog.langkau.name/2025/02/12/swalkloeeker/>, abgerufen am 13.02.2025

[5] : „Rechtsinstitution“ : so kann wohl der Begriff „Vogtei“ ins Zeitgenössische gebracht werden: <https://www.dwds.de/wb/dwb/vogtei>

[6] : „In der Erinnerung bleibt der ‚Eichenkrug‘ erhalten“ in der Lippische(n) Landes-Zeitung <https://www.lz.de/lippe/detmold/2879967_In-der-Erinnerung-bleibt-der-Eichenkrug-erhalten.html>, aufgerufen am 13.02.2025.

[7] : „dermaleinst“ : es ist anzumerken, ein „zukünftig“ hätten vermutlich auch manche verstanden, aber der Ostwestfale, der Schönheit der Sprache verpflichtet, kann da einfach nicht anders! : <https://www.dwds.de/wb/dwb/dermaleinst>


[Zitationshilfe] : „Was macht ein Erdbearbeiter im Eichenkrug?“ unter jottBlog : <https://jottblog.langkau.name/2025/02/14/was-macht-ein-erdbearbeiter-im-eichenkrug/> : aufgerufen am 42.42.4242.